5. Aug 2025
Nayl Badawi

Ratgeber: Muttermilch sicher einfrieren und aufbewahren

Ratgeber: Muttermilch sicher einfrieren und aufbewahren

Liebe Mama,

es ist wunderbar, dass du deinem Baby Muttermilch geben möchtest! Manchmal ist es aber nicht möglich, direkt zu stillen – zum Beispiel, wenn du wieder arbeitest, Sport machst oder einfach mal Schlaf nachholen möchtest, während dein Partner das Füttern übernimmt. Hier kommt abgepumpte Muttermilch ins Spiel! Sie ist eine tolle Alternative und bietet deinem Baby weiterhin viele gesundheitliche Vorteile.

Damit die wertvolle Muttermilch sicher und gut bleibt, gibt es ein paar einfache Regeln zur Aufbewahrung.

 


 

1. Wann ist der beste Zeitpunkt zum Abpumpen für den Vorrat?

Viele Hebammen empfehlen, in den ersten zwei Wochen nach der Geburt noch keine Milch zum Einfrieren abzupumpen. Das hat zwei gute Gründe:

  • Dein Baby und du könnt erst einmal euren eigenen Still-Rhythmus finden.

  • Dein Körper stellt sich in dieser Zeit auf die Bedürfnisse deines Babys ein. Die Muttermilch verändert sich ständig, um genau die Nährstoffe zu liefern, die dein Baby gerade braucht (von der Vormilch über die Übergangsmilch bis zur reifen Milch). Ältere, eingefrorene Milch deckt vielleicht nicht mehr perfekt den aktuellen Nährstoffbedarf deines Babys.

2. Die richtigen Behälter wählen

Für die Aufbewahrung deiner abgepumpten Milch sind die richtigen Behälter wichtig:

  • Spezielle Muttermilchbeutel: Diese sind besonders hygienisch, oft schon sterilisiert und haben eine praktische Skala sowie ein Feld zum Notieren des Datums. Einige können sogar direkt an die Milchpumpe angeschlossen werden. Sie sparen auch Platz im Gefrierfach. Medela bietet zum Beispiel spezielle Muttermilchflaschen und -beutel an, die das Auffangen und Aufbewahren sicher und einfach machen. Die Easy Pour Muttermilchbeutel von Medela sind ideal zum Einfrieren und einfach zu beschriften.

  • BPA-freie Muttermilchflaschen: Achte darauf, dass sie aus BPA-freien Materialien bestehen.

  • Gläser mit Schraubverschluss: Eine umweltfreundliche Wahl! Achte darauf, dass die Gläser kältebeständig sind, damit sie im Gefrierschrank nicht platzen. Du kannst sie leicht reinigen (mit Spülmittel und heißem Wasser spülen, an der Luft trocknen lassen).

  • Vermeide: Normale Gefrierbeutel oder Eiswürfelformen sind nicht ideal, da sie Weichmacher enthalten oder die Milch nicht ausreichend vor Keimen schützen.

  • Norm & Unbedenklichkeit: Achte auf Produkte, die der DIN EN 14350 (2023) für Trink­equipment entsprechen; hier werden Materialien, Bauweise und Kenn­zeichnung von Baby‑Flaschen & Beuteln sicherheits­technisch geprüft.

  • EU‑Regel zum BPA‑Verbot: Für Baby­flaschen ist Bisphenol‑A seit 2011 EU‑weit untersagt; zugelassen sind u. a. Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und PET, erkennbar an den Recy­cling­codes 01, 02 oder 05.

Tipp: Durchsichtige Behälter oder solche, die du leicht beschriften kannst, sind sehr praktisch

3. Muttermilch für das Einfrieren vorbereiten

  • Hände und Umgebung: Beginne immer mit sauberen Händen und einer sauberen Arbeitsfläche.

  • Vorkühlen: Abgepumpte Milch hat Körpertemperatur. Lass sie deshalb immer erst im Kühlschrank abkühlen, bevor du sie ins Gefrierfach stellst.

  • Nicht mischen: Gib niemals körperwarme, frisch abgepumpte Milch zu bereits gekühlter oder gefrorener Milch. Wenn du verschiedene Portionen mischen möchtest, kühle sie zuerst separat und mische sie dann.

  • Portionen abfüllen: Fülle die Behälter nur zu drei Vierteln, da sich die Milch beim Einfrieren ausdehnt. Kleine Portionen (z.B. 60-120 ml) sind ideal, um Verschwendung zu vermeiden. Später kannst du bei Bedarf auch mehrere aufgetaute Portionen mischen.

  • Beschriften: Ganz wichtig: Schreibe das Abpumpdatum und die Menge auf jeden Behälter. So behältst du den Überblick über deine "Milchbank" und kannst die älteste Milch zuerst verwenden.

  • Aufbewahrung: Bewahre Deckel & Dicht­ungen separat im Kühlschrank auf, bis die Milch eingefüllt wird – so vermeidest du Kondens­wasser und Keim­bildung.

 

4. Muttermilch richtig aufbewahren

Die Haltbarkeit von Muttermilch hängt davon ab, wo du sie lagerst. Hier sind die allgemeinen Richtlinien für gesunde, termingeborene Babys:

  • Bei Raumtemperatur (16-25 °C): Am besten maximal vier Stunden. Unter sehr hygienischen Bedingungen bis zu sechs Stunden. Im Sommer über 22°C nur wenige Stunden.

  • Im Kühlschrank (4 °C oder kälter): Am besten maximal drei Tage. Unter sehr hygienischen Bedingungen bis zu fünf Tage. Einige Quellen nennen auch bis zu vier Tage bei 0-4°C. Stelle die Milch direkt nach dem Abpumpen in den kältesten Teil des Kühlschranks, am besten ganz hinten über dem Gemüsefach. Nicht in der Kühlschranktür lagern, da die Temperatur dort schwankt.

  • Im Gefrierschrank (-18 °C oder kälter): Am besten maximal sechs Monate. Unter sehr hygienischen Bedingungen bis zu neun Monate. Einige Experten halten die Qualität auch nach sechs weiteren Monaten für akzeptabel. Platziere die Milch ganz hinten im Gefrierschrank, wo die Temperatur am konstantesten ist. Achte darauf, dass Behälter in selbstabtauenden Gefrierschränken nicht die Wände berühren.

    • Wichtiger Hinweis zum Gefrierfach im Kühlschrank: Wenn du nur ein Gefrierfach in deinem Kühlschrank hast, solltest du die Milch innerhalb von ein bis zwei Wochen aufbrauchen, da die Temperatur dort stärker schwanken kann.

    • Antibakterielle Wirkung: Die wichtigen Vitamine, Eiweiße und Fette bleiben beim Einfrieren erhalten, aber die antibakterielle Wirkung geht nach etwa drei Wochen verloren.

Information: Für Frühchen, sehr kleine oder immungeschwächte Babys raten Fach­gesellschaften zu noch strengeren Zeiten: maximal 24 Stunden im Kühlschrank und 3 Monate im Tief­kühl­gerät ≤ ‑18 °C; alle Pump‑Teile sollten täglich sterilisiert werden.

 

5. Gefrorene Muttermilch richtig auftauen und erwärmen

Beim Auftauen ist Geduld wichtig, damit die wertvollen Nährstoffe erhalten bleiben.

  • Auftauen:

    • Im Kühlschrank: Dies ist die beste Methode und dauert etwa 12 Stunden.

    • Unter fließendem Wasser: Halte die Flasche oder den Beutel unter kaltes oder lauwarmes fließendes Wasser (max. 37 °C).

    • Im Wasserbad: Fülle eine Schüssel mit warmem (nicht heißem) Wasser und stelle den Behälter mit der Milch hinein. Achte darauf, dass kein Wasser in die Milch gelangt.

    • Mit Flaschenwärmer: Du kannst auch einen speziellen Flaschenwärmer verwenden, idealerweise mit Auftaufunktion.

    • NIEMALS in der Mikrowelle oder in kochendem Wasser auftauen oder erhitzen! Das zerstört Nährstoffe, kann „Hot Spots“ (sehr heiße Stellen) erzeugen und dein Baby verbrennen.

    • Aufgetaute Milch nicht wieder einfrieren.

  • Haltbarkeit nach dem Auftauen:

    • Bei Raumtemperatur: Maximal zwei Stunden nach dem vollständigen Auftauen.

    • Im Kühlschrank: Bis zu 24 Stunden. Ein ungeöffneter Behälter ist 24 Stunden haltbar, ein geöffneter 12 Stunden.

  • Erwärmen:

    • Ist Erwärmen nötig? Nicht unbedingt! Viele Babys trinken Milch gerne auf Raumtemperatur.

    • Wunschtemperatur: Wenn dein Baby warme Milch bevorzugt, sollte sie etwa 35-37 °C (Körpertemperatur) haben.

    • Wie erwärmen? Stelle die Milchflasche oder den Beutel für ein paar Minuten in eine Tasse, Kanne oder Schale mit lauwarmem Wasser (max. 40 °C). Oder nutze einen Flaschenwärmer.

    • Schütteln vermeiden: Schwenke die Flasche sanft, um das abgesetzte Fett wieder mit der Milch zu vermischen. Starkes Schütteln kann die wertvollen Inhaltsstoffe beschädigen.

    • Temperatur prüfen: Gib einen Tropfen Milch auf die Innenseite deines Handgelenks, um sicherzustellen, dass sie warm, aber nicht zu heiß ist.

    • Reste entsorgen: Gib deinem Baby nur so viel Milch, wie es für eine Mahlzeit braucht. Übrig gebliebene, bereits erwärmte oder teilweise getrunkene Milch solltest du spätestens nach ein bis zwei Stunden wegschütten.

 

6. Wenn die Muttermilch merkwürdig riecht

Manchmal riecht abgekühlte oder aufgetaute Muttermilch leicht seifig oder ranzig. Das ist normal und liegt an einem Enzym namens Lipase, das Fette spaltet. Wenn du alle Aufbewahrungsregeln beachtet hast, ist die Milch bedenkenlos für dein Baby. Es kann aber sein, dass dein Baby sie wegen des veränderten Geschmacks ablehnt.

6.1 Wenn die Milch seifig riecht – Lipase‑Management

Schritt

sanfte Lösung

1. Schnell kühlen

Frisch abgepumpte Milch sofort (≤ 30 Min.) in den Kühlschrank stellen.

2. „Scalding“ (Verbrühen)

Milch im Topf bis ca. 82 °C erhitzen (kleine Bläschen am Rand), sofort in ein Eis‑/Kaltwasserbad stellen und anschließend wie gewohnt kühlen oder einfrieren. So wird die überschüssige Lipase inaktiviert und der Geschmack bleibt neutral, während der Nährstoff­verlust gering bleibt.

3. Mischen statt Wegwerfen

Ablehnende Portion anteilig (z. B. ⅓) mit frischer Milch kombinieren – viele Babys akzeptieren den milderen Geschmack.

4. Geschmacks­training

Einige Babys gewöhnen sich innerhalb weniger Tage an den seifigen Geschmack, wenn er schritt­weise erhöht wird.

 

 

7. Muttermilch unterwegs aufbewahren

Für den Transport der Muttermilch, zum Beispiel von der Arbeit nach Hause, nutze eine Kühltasche mit Kühlakkus. Kleine Kühlboxen oder Thermosflaschen sind ebenfalls eine Möglichkeit. Achte immer darauf, die Milch vor starken Temperaturschwankungen zu schützen. Bei Raumtemperatur sollte die Milch unterwegs innerhalb von spätestens vier Stunden verbraucht werden.

 

8. Wie merke ich, dass Muttermilch nicht mehr gut ist?

Vertraue deinen Sinnen! Wenn die Milch eines dieser Anzeichen zeigt, solltest du sie lieber wegschütten:

  • Ein saurer oder ranziger Geruch.

  • Die Farbe hat sich verändert, oder es sind Klumpen oder Verfärbungen zu sehen.

  • Ein ungewöhnlicher oder bitterer Geschmack.

  • Dein Baby lehnt die Milch plötzlich ab oder zeigt Anzeichen von Unwohlsein. (Achte hier aber darauf, dass es nicht andere Gründe für die Ablehnung gibt.)

  • Textur‑Check: Gleichmäßige Konsistenz – starke Klumpen‑ oder Gel­bildung weisen auf Verderb hin.

  • Farb­signale: Graue, rosa‑rote oder grünliche Schlieren können auf bakterielles Wachstum hin­deuten.

  • Schicht­trennung: Ein dünner Fett­rand ist normal; bleibt nach sanftem Schwenken jedoch ein körniger Bodensatz, Portion sicherheitshalber verwerfen.

  • Schimmel/Punkte an Flaschen­wand: sofort entsorgen.
    Reaktion des Babys: Vermehrtes Spucken, Durchfall oder Ablehnung können Spät­zeichen verdorbener Milch sein.

Im Zweifel: Sicher ist sicher. Es ist immer besser, die Milch zu entsorgen, wenn du unsicher bist.

 

 

9. Hygiene‑Leitfaden: Milchpumpe reinigen & sterilisieren (Step‑by‑Step)


  1. Hände 30 Sek. waschen, saubere Arbeits­fläche vorbereiten.

  2. Pumpe komplett zerlegen – Brust­aufsatz, Ventile, Membranen etc.

  3. Vor­spülen mit kaltem Wasser, um Milch­reste zu lösen.

  4. Warm‑Spülmittel‑Bad (≥ 60 °C) in einer extra Schüssel; alle Teile mit Flaschen­bürste reinigen.

  5. Gründlich klar­spülen und an der Luft auf frischem Tuch trocknen – nicht abreiben!

  6. Spülmaschine (hohes Temp‑Programm) ist möglich; kleine Teile in Besteck­korb/Wäsche­netz legen.

  7. Sterilisieren:

  • Auskochen 5 Min. in sprudelndem Wasser

  • Dampfvaporisator oder Geschirr­spüler mit Steril‑Programm

  • Täglich sterilisieren, wenn Baby < 2 Mon. alt, Früh­chen oder krank.

  1. Häufige Fehler vermeiden: zu kurzes Sterilisieren, feuchte Lagerung, Mikrowelle ohne dafür freige­gebene Steri‑Beutel.

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Hygiene ist das A und O.

  • Frisch abgepumpte Milch ist am besten, gekühlte besser als gefrorene.

  • Immer Abpumpdatum aufschreiben.

  • Reste nicht aufbewahren.

  • Niemals Mikrowelle oder kochendes Wasser zum Erwärmen nutzen.

Wenn du weitere Fragen hast oder unsicher bist, wende dich immer an deine Hebamme, Stillberaterin oder deinen Arzt.

 

Aktualisiert August 11, 2025