Ausreichend Flüssigkeit ist für die gesunde Entwicklung eines Kindes unerlässlich, und viele frischgebackene Eltern fragen sich, wie viel ihr Baby trinken sollte. Die genaue Trinkmenge kann komplex sein, da kein Baby dem anderen gleicht und der Appetit sehr unterschiedlich ist. Es gibt jedoch Richtwerte und Anzeichen, an denen Sie sich orientieren können. Wichtig ist, dass diese Informationen niemals die medizinische Betreuung durch Fachpersonal ersetzen. Konsultieren Sie für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Ihren Arzt, Ihre Kinderärztin oder Ihre Hebamme.
Die ersten sechs Monate: Milch ist genug
In den ersten sechs Lebensmonaten benötigen Babys neben Muttermilch oder
Säuglingsanfangsnahrung (Pre-Nahrung) keine zusätzlichen Flüssigkeiten wie Wasser oder Tee. Milch besteht zu einem großen Teil aus Wasser und ist der beste Durstlöscher, selbst bei heißenTemperaturen.
Ganz wichtig:
• Es wird dringend davon abgeraten, Babys in den ersten sechs Monaten Wasser zu geben, da dies zu einer sogenannten Wasservergiftung führen kann.
• Dabei nimmt das Baby zu viel Wasser im Verhältnis zu seinem Körpergewicht und
Natriumvorrat auf. Dies verdünnt das Blut, senkt den Natriumgehalt (Elektrolytentgleisung), und Wasser kann in die Zellen eindringen, was zum Anschwellen der Gehirnzellen führen und das Risiko von Krampfanfällen und Koma erhöhen kann.
• Verdünnen Sie Muttermilch oder Säuglingsnahrung nicht mit Wasser oder Tee, da dies die Nährstoffzufuhr beeinträchtigt und zu Störungen im Elektrolythaushalt führen kann.
• Babys trinken in der Regel, bis sie satt sind. Lassen Sie Ihr Baby so lange trinken, wie es
möchte, und bieten Sie die Brust oder Flasche immer wieder an.
Trinkmenge für Neugeborene (die ersten 10 Lebenstage)
In den ersten zehn Tagen nach der Geburt lässt sich die Trinkmenge eines Säuglings grob nach einer Formel berechnen: Am Tag der Geburt beträgt die Trinkmenge pro Mahlzeit etwa 2 bis 20 Milliliter. Diese Menge steigert sich dann täglich um zehn Milliliter. Eine einfache Faustregel lautet: "Lebenstag mal zehn" ergibt die durchschnittliche Trinkmenge pro Mahlzeit, die ein Baby alle drei bis vier Stunden erhalten sollte.
Übersicht der Trinkmenge für Neugeborene pro Mahlzeit
Tag |
Trinkmenge Baby (ml) |
1. Tag |
2 bis 20 |
2. Tag |
10 bis 30 |
3. Tag |
20 bis 40 |
4. Tag |
30 bis 50 |
5. Tag |
40 bis 60 |
6. Tag |
50 bis 70 |
7. Tag |
60 bis 80 |
8. Tag |
70 bis 90 |
9. Tag |
80 bis 100 |
10. Tag |
90 bis 110 |
Trinkmenge für Säuglinge (nach den ersten 10 Tagen bis 6 Monate)
Nach den ersten zehn Tagen ist weniger das Alter als das Gewicht des Babys entscheidend für die Berechnung der empfohlenen Trinkmenge. Eine Faustregel besagt, dass ein Säugling etwa ein Sechstel seines Körpergewichts an Flüssigkeit (Muttermilch oder Pre-Nahrung) pro Tag trinken sollte. Alternativ können Sie mit 150 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht rechnen
Beispiele für die Trinkmenge pro Tag (auf ca. 6 Mahlzeiten verteilt)
Baby-Gewicht (Gramm/ |
Trinkmenge pro Tag |
3500 g / 3,5 kg |
ca. 580 ml |
4000 g / 4 kg |
ca. 670 ml |
4500 g / 4,5 kg |
ca. 750 ml |
5000 g / 5 kg |
ca.830 ml |
Berechnung nach Alter und Mahlzeiten (Flaschennahrung): Diese Werte dienen als grobe Orientierung und können je nach Baby variieren. Babys, die ausschließlich Pre-Nahrung bekommen, trinken manchmal etwas weniger, da das Milchpulver sättigender sein kann.
Alter des |
Flaschen-Mahlzeiten pro |
Trinkmenge pro Mahlzeit (ml) |
Gesamter Tagesbedarf (ml) |
Neugeborene |
7-8 |
30 |
200 - 250 |
2. Lebenswoche |
7-8 |
50 |
300 - 450 |
3.-4. |
7-8 |
70 - 90 |
500 - 650 |
2. Monat |
6 |
100 - 140 |
600 - 880 |
3. Monat |
5 |
150 - 170 |
760 - 860 |
4. Monat |
4-5 |
150 - 220 |
760 - 900 |
5. Monat |
4 |
170 - 200 |
660 - 810 |
6. Monat |
3 |
180 - 250 |
560 - 750 |
Hinweis: Anfangsnahrungen der Stufe Pre und 1 können nach Bedarf des Babys gegeben werden.
Erweiterung: Säuglingsnahrung (Pre, 1, 2, 3) Säuglingsnahrung wird in verschiedene Stufen
unterteilt:
Pre-Nahrung (ab Geburt): Enthält nur Laktose als Kohlenhydrat und ist besonders leicht
verdaulich.
• Stufe 1 (ab Geburt): Enthält zusätzlich Stärke und sättigt etwas stärker als Pre-Nahrung.
• Stufe 2 (ab dem 6. Monat): Enthält mehr Eiweiß, Kohlenhydrate (zum Teil Maltodextrin,
Stärke) und Vitamine.
• Stufe 3 (ab dem 10. Monat): Ist für Kleinkinder als Ergänzung zur Beikost gedacht und
enthält mehr Energie und Nährstoffe.
Wichtiger Hinweis zu Pre-Nahrung: Pre-Nahrung kann das gesamte erste Lebensjahr über
gegeben werden, solange das Baby zufrieden ist und gut gedeiht. Ein Wechsel zu Folgemilch (Stufe 1, 2 oder 3) ist nicht zwingend notwendig und sollte immer in Absprache mit dem Kinderarzt erfolgen.
Gestillte Babys: Bei gestillten Babys ist die Trinkmenge schwer zu messen, da Sie die Menge kaum erfassen können. Hier gilt die Regel: "So viel, bis es satt ist". Legen Sie Ihr Baby nach Bedarf an, also immer dann, wenn es Hunger signalisiert. Eine Faustregel zu Beginn der Stillzeit sind acht Stillmahlzeiten in 24 Stunden. Es ist wichtig, Ihr Baby so lange trinken zu lassen, bis es von alleine die Brust oder Flasche loslässt, da es dann wahrscheinlich satt ist. Das ständige Wiegen vor und nach dem Stillen wird nicht empfohlen, da es Mütter unnötig unter Druck setzen kann.
Trinkmenge für Frühchen
Bei Frühgeborenen wird die Ernährung vom behandelnden Arzt und seinem Team engmaschig überwacht. Die Trinkmengen sind entsprechend geringer und müssen langsam gesteigert werden, immer in Absprache mit dem Kinderarzt.
Richtwerte für Frühchen:
Gewicht | Trinkmenge Beginn (pro Mahlzeit) |
Steigerung (pro Mahlzeit) |
Mahlzeiten pro Tag (ca.) |
< 1000 Gramm | 0,5 ml | 0,5 ml | 12x |
< 1000 Gramm | 1 ml | 1 ml | 12x |
< 1500 Gramm | 3 - 5 ml | 3 - 5 ml | 8x |
Die Anzahl der Mahlzeiten hängt auch davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche das Baby geboren wurde; je früher die Geburt, desto mehr Mahlzeiten benötigt das Frühchen. Hat sich ein Frühchen bis zu seinem ursprünglichen Geburtstermin gut entwickelt, kann es danach in der Regel normal ernährt werden.
Woran Sie erkennen, dass Ihr Baby ausreichend trinkt
Sie können davon ausgehen, dass Ihr Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, wenn folgende Punkte zutreffen:
Es hat etwa sechs bis acht nasse Windeln pro Tag (bei Frühchen vier bis sechs), deren
Inhalt klar und geruchslos ist. Etwa zwei Windeln sollten auch mit Stuhlgang gefüllt sein,
der nicht zu fest ist und Ihr Baby sich nicht quält.
• Der Hautton sieht rosig und gesund aus.
• Es wirkt munter und lebhaft.
• Ihr Baby nimmt stetig zu und bringt das optimale Gewicht auf die Waage. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle durch die Hebamme bei ihren Besuchen ist in der Regel ausreichend.
• Es lässt von alleine von der Brust oder der Flasche ab, wenn es satt ist.
Anzeichen für Flüssigkeitsmangel (Dehydration) und was zu tun ist
Es kann Tage geben, an denen Ihr Baby weniger trinkt, zum Beispiel, wenn es sich unwohl fühlt oder keinen Appetit hat. Achten Sie auf folgende Symptome, die auf einen Flüssigkeitsmangel hinweisen können:
Hautfalten bilden sich nicht zurück, sondern bleiben länger stehen.
• Mundschleimhaut und Zunge werden trocken.
• Die Fontanelle sinkt ein. Bei Anzeichen einer Dehydration, insbesondere einer
eingesunkenen Fontanelle, sollten Sie sofort einen Kinderarzt aufsuchen.
• Eingesunkene Wangen und Augen können ebenfalls ein Anzeichen sein:
Was Sie tun können, wenn Ihr Baby wenig trinkt: Wenn Ihr Baby wenig trinkt, können
verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:
Ablenkungen: Eine unruhige Umgebung kann das Trinkverhalten stark beeinflussen. Stillen Sie in einer ruhigen Atmosphäre, damit sich Ihr Baby besser konzentrieren kann.
• Unbequeme Stillposition: Probieren Sie verschiedene Positionen aus.
• Schmerzen: Zahnen oder Infekte im Mund (z.B. Soor) können Schmerzen beim Saugen
verursachen.
• Wachstumsschübe: Babys haben Phasen geringerer Trinklust.
• Saugverwirrung: Eine Kombination aus Brust und Flasche kann zu Unsicherheiten führen.
• Stress/Überforderung: Zu viele Reize, Unruhe oder Hitze können das Baby überfordern.
Strategien:
Öfter anlegen/Flasche anbieten: Tun Sie dies gerne alle zwei bis drei Stunden. Manche
Kinder trinken kürzer, aber dafür öfter.
• Nachts wecken: Wenn ein besonders schläfriger Säugling zu wenig trinkt, sollten Sie ihn auch nachts öfter füttern.
• Kein Tee oder Saft zur Steigerung der Trinkmenge: Dies führt dazu, dass das Baby
weniger Muttermilch oder Säuglingsnahrung trinkt und die Nährstoffzufuhr nicht verbessert wird.
• Hautkontakt fördern (Bonding, Tragen).
• Stillhütchen oder andere Sauger ausprobieren.
• Sanfte Babymassagen zur Entspannung.
• Bei anhaltender Trinkverweigerung: Hebamme, Stillberaterin (IBCLC) oder Kinderarzt
konsultieren.
Trinkmenge im Beikostalter (ab ca. 6 Monaten)
Mit dem Beginn der Beikost, etwa ab dem sechsten Lebensmonat, oder ab der dritten
Beikostmahlzeit, benötigt Ihr Kind zusätzlich zur Milch Wasser als Getränk. Zu Beginn wird es noch sehr wenig trinken, da die Milchmahlzeiten weiterhin viel Flüssigkeit enthalten. Wasser wird erst dann zum idealen Durstlöscher, wenn sich Ihr Baby an die Beikost gewöhnt hat.
Empfohlene Wasserzufuhr mit Beikost:
• 1. Brei (mittags): Einige Schlucke Wasser (20–50 ml).
• 2. Brei (abends): Wasser zu zwei Mahlzeiten (ca. 100–150 ml).
• 3. Brei (nachmittags): ca. 200 ml über den Tag verteilt.
• Ab einem Jahr: ca. 600 bis 800 ml Wasser pro Tag (zusätzlich zu Nahrung).Was darf mein Baby trinken?
Frisches Leitungswasser und stilles Mineralwasser sind die bevorzugten Getränke.
• Leitungswasser in Deutschland ist meist von guter Qualität. Dennoch sollten Sie bei alten Bleileitungen und neu verlegten Kupferrohren vorsichtig sein und sich über den Nitratgehalt informieren. Lassen Sie das Wasser kurz ablaufen, bis es kalt ist, um Keimbelastung zu vermeiden. Abkochen ist in der Regel nicht notwendig. Von der Verwendung von Wasserfiltern wird abgeraten.
• Ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees können ebenfalls angeboten werden, aber Wasser sollte bevorzugt werden. Es gibt spezielle, ungesüßte Teebeutel für Säuglinge, die unter strengen Auflagen hergestellt und frei von Schadstoffen und ungesüßt sind.
• Säfte sollten nur stark verdünnt gegeben werden.
Tipps für den Start mit Wasser:
• Bieten Sie Wasser in einem Trinklernbecher oder einer passenden Flasche an. Zum Üben eignen sich auch ein Eierbecher oder eine Puppentasse.
• Wenn Ihr Baby reines Wasser ablehnt, können Sie anfangs kleine Mengen Muttermilch
oder Milchnahrung beimischen.
• Auch wasserhaltige Lebensmittel wie Suppen, Gemüse oder Obst tragen zur
Flüssigkeitszufuhr bei.
• Manche Babys bevorzugen lauwarmes Wasser gegenüber kaltem.
Flüssigkeitsbedarf von Kleinkindern (ab 1 Jahr)
Mit zunehmender Beikost sinkt der Milchanteil in der Ernährung, und Wasser wird zum
Hauptgetränk.
Alter | Empfohlene Trinkmenge (gesamt pro Tag) |
1 Jahr | 600–800 ml |
2 Jahr | 800–1000 ml |
3 Jahr | 1000–1200 ml |
Neben Wasser sind ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees geeignet. Säfte sollten nur stark verdünnt gegeben werden.
Trinkmenge bei gesundheitlichen Besonderheiten
• Reflux: Babys mit Reflux trinken oft kleinere Mengen häufiger. Spezielle angedickte AR-
Nahrungen (Anti-Reflux) können das Zurückfließen verringern, aber der Flüssigkeitsbedarf muss insgesamt gedeckt sein.
• Allergien: Bei allergiegefährdeten Säuglingen werden hypoallergene (HA) Nahrungen
verwendet, die in der Eiweißstruktur verändert und leichter verdaulich sind; die
Trinkmengen bleiben jedoch gleich.
• Verdauungsprobleme (Koliken, Verstopfung): Babys mit Koliken oder Verstopfung
trinken manchmal weniger oder unregelmäßiger. Wärme, Bauchmassagen und engmaschige Gewichtskontrollen können helfen, eine Unterversorgung zu vermeiden.
• Akute Erkrankungen (Fieber, Durchfall, Infekte): Der Flüssigkeitsbedarf ist deutlich
erhöht (bis zu +20 %). Isotonische Rehydrationslösungen aus der Apotheke (z.B.
Oralpädon®) sind hier sinnvoll, da reine Tees oder Wasser keine Elektrolyte enthalten. Bei
starkem Flüssigkeitsverlust (z.B. bei Erbrechen/Diarrhoe) ist sofort ärztliche Hilfe
einzuholen!. Achten Sie auf Anzeichen wie trockene Lippen, eingefallene Augen oderApathie. Wichtig ist, weiter zu stillen oder Pre-Nahrung zu geben – häufiger, aber in
kleineren Mengen.
Internationale Unterschiede in Empfehlungen
Die Empfehlungen zur Trinkmenge sind weltweit ähnlich, unterscheiden sich aber zum Beispiel bei der Wasserqualität oder dem Beikostzeitpunkt.
• Deutschland/Österreich: Leitungswasser erlaubt (bei guter Qualität), Beikoststart mit 6
Monaten.
• USA: Teilweise frühere Beikosteinführung (ab 4 Monaten) empfohlen.
• Schweden: Sehr stillfreundlich, häufig längere Stillzeit bis 1 Jahr.
• Indien: Beikoststart oft früher, aber hygienische Probleme bei Wasser.
• Japan: Viele abgepackte Babygetränke, häufig Reisbrei statt Gemüse.
Wichtiger Hinweis: Diese Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultieren Sie für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Ihren Arzt, Ihre Kinderärztin oder Ihre Hebamme.